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Spurensuche ...
Versinken
Laß mich in dir ganz tief versinken,
Aus den verbotenen Bechern trinken,
Die Lüste einfach galoppieren.
Süße Düfte inhalieren,
Ins Reich der Nebel wegzufliegen.
Im Sand der heißen Strände liegen!
Gedanken einfach ungezügelt.
Von pochend Sehnsucht ganz beflügelt.
Den Niederungen zu entrinnen!
Großen Abstand dann gewinnen:
Zu all den blöden Alltagslaffen,
Zu laut’ Gedröhn all dieser Pfaffen.
Dem medialen Kotz sich ganz entreißen,
Auf Tagesgeschwätz nur mehr zu scheißen.
Nicht auf die Selbsternannten hören!
Hinweg mit deren lochhaft Stören!
Dich einfach an den Händen fassen,
Für Zeiten nicht mehr loszulassen,
Sanft auf deinen Poren spielen,
Der Versuch, sich zu verlieren ...
Mahnwind in Idyll
Das Wasser fast unbeschreiblich friedlich,
Kräuseln sanfter Wellen, sengende Sonne.
Kein postmodernes Arschloch weit und breit.
Kurze Momente, Freiheit spüren zu können.
Eintauchen. Fisch spielen. Für begrenzte Zeit:
Seebesitzer. Seegenuß weil antizyklisch sein.
Möglichkeiten sehen, nutzen, wertschätzen.
Träume für Augenblicke verwirklicht.
Ein lauer Sommerwind weht den Klang der
Totenglocke an den See. Friedhofsgrüße vom
Dorf jenseits der Bäume, Wiesen und Felder.
Schöner Tag für Wanderung in Unendlichkeit ...
Brennendes Sargholz, schweißtriefende Trauergemeinde:
Ein Akt letzter Erhitzungen im sanften
Schaukeln auf dem Weg zum endgültigen Loch,
Begegnungen und Modern in tiefem Erdreich.
Vorstellung: lebloser Körper wehrt sich gegen
Schweißperlen, tote Arme fächeln Kühle zu.
Leichenaufbäumen gegen Unerträglichkeiten.
Weigerung, auf letztem Gang Objekt zu sein:
Lieder und Reden verbieten, Ruhe einklagen.
Zeitlebens bestimmt, überall dabei gewesen:
Stets an der Spitze marschiert, oft belobigt,
Stille verboten, abgewehrt, Furcht vor Untätigkeit!
Den drei Glocken gut zugelebt: Geburt und Tod,
Hochzeit, gleich viermal – dem Neuen wohl offen.
Auch jetzt: Ganz vorne und mittendrin.
Anweisungen aus Stille, stumme Signale.
Noch einmal der Klang der Totenglocke. Deutlich.
Am See. Im Wasser mit kräftigen Zügen weiter
Erfrischung leben, Körper gleiten spüren.
Frohsinn, Lebendigkeit, Lust – mit leisem Mahnen:
Mors certa, hora incerta. Gegenwart nützen:
Sinnlosem entsagen, keine falschen Verpflichtungen!
Dieses Bild ist einem nicht mehr aktuellem Impressum entnommen, also fast schon ein Stück Nostalgie ...
exekutivmaschine
abheften und verwalten
sich dünken zu gestalten
täglich hinein gekrochen
mit inbrunst kräftig lochen
ablegen und registrieren
nie ein gefühl verlieren
steuern gleich maschinen
stetig sich lob verdienen
nach anerkennung hecheln
mit anweisungen strikt fächeln
beständig unterordnen
informationen kräftig horten
welch vorauseilend gehorsam
ein recht gut tastend untertan
selbst ungefragt so tätig
im anpassen schlicht stetig
sich immer gut verkaufen
in jenem sumpf nur schnaufen
alles nach norm gewichtet
und eindimensional gerichtet
sich als sakrosankt verstehen
die belange anderer übersehen
aus gesicherter perspektive
und auf bürostuhls miefe
in den ganglien längst verstopfung
bei extrem gesichert propfung
doch oft aus tiefstem loch
entfährt es dann halt doch
... from the outside looking in ...
Lochhaftigkeit (revisited)
Lachhaftigkeit
Lachhaft
Lach
Haft
Haftgrund
Haftbarkeit
Haftbefehl
Haftstrafe
Haftanstalt
Hafterziehung
Hafterschwerung
Haftloch
Loch
Lochhaft
Lochhaftig
Lochhaftigkeit
Schwarze schwärzen
"Du leidest an einer unheilvollen Seelenkrankheit. Die Modernen nennen sie Schwermut,
die Alten hießen sie geistige Trägheit."
Francesco Petrarca
Der Bücherschinder
Eilig nach dem Bekannten suchen.
Hektisch über Fremdes fluchen.
Endlich seinen Text gefunden:
Jene Zeilen fett mit Bleistift runden.
Seinen Blick hervorgehoben,
Damit es alle sehen können;
Die eigene Einsicht allen gönnen:
Sich selbst ob seines Geistes loben.
Ausrufezeichen an den Rand versehen!
Nie mehr soll’s aus dem Auge gehen!
Doch Kluge merken es ja doch:
In diesen Seiten gähnt sein Loch!
O du holde Undurchsichtigkeit!
Zu meinem ersten Gedicht auf dieser Seite "Toilettensolidarität" veröffentliche ich einen "Werkstattbericht", der ein klein wenig Einführung in die Entstehungsgeschichte, Arbeitsweise, Schreibtechnik und den politisch-sozialen Hintergrund dieses Gedichtes geben soll. Auch ist die Illustration des Gedichtes mit Bildmaterial intentional. Mir ist klar, daß ein Gedichte "für sich selbst sprechen" sollte, daß Leser und Leserinnen jeweils eigene Vorstellung, Phantasie und Intellekt bemühen müssen, will ein Gedicht einen Sinn entfalten, der über das subjektive Interesse des Schaffenden hinausreicht. Üblicherweise geben ich niemals Erläuterungen zu meinen schriftstellerischen Veröffentlichungen. Im Regelfall bin ich auch kein Freund der Veröffentlichung von sogenannten Materialbänden. Daß ich bei dem folgenden Gedicht eine Ausnahme gemacht habe, liegt an dem Wunsch einiger meiner Leser und Leserinnen, doch "endliche einmal auch diesen Weg zu versuchen". Diesem Verlangen bin ich nun hier einmal nachgekommen.
Zu früherer Zeit traf sich das Bedürfnis befriedigende Völkchen an derartigem öffentlichen Ort, saß mehr oder weniger einvernehmlich nebeneinander, man unterhielt sich, während Darm und Blase ihre Entleerungsorgien feierten. Die Rinne diente dem Abfließen unerwünschter Stoffe, in der Mitte dieses 'Konferenzraumes' stand zumeist ein plätschernder Brunnnen, dessen Hauptaufgabe neben der Bereitung von schlichter Freude es war, unliebsame Nebengeräusche, erzeugt von dringenden Bedürfnissen, zu übertönen. Man sieht: 'Scheißen' war durchaus auch eine soziale Angelegenheit ...
Anmerkung: Der Begriff 'Konferenz' ist durchaus sinnvoll gewählt, stammt doch das Wort vom Lateinischen "conferre = zusammentragen, zusammenfassen, sammeln, aneinanderbringen, beitragen, vergleichen, austauschen, hinbringen, hintragen, besprechen, sich hingeben, u.a." Es liegt an den Leserinnen und Lesern, die den Vorgängen entsprechenden Assoziationen zu ermessen. Heute scheint diese soziale Gestaltung des Entleerungsprozesses eher unüblich und man hat sich im Laufe der Geschichte -- von der Notdurftverrichtung in freier Natur einmal abgesehen -- zu mehr oder weniger isolierten Formen des "Geschäftes", der "Sitzung(en)", des "Scheißens"(vulg.) und "Pissens"(vulg.) fort- oder aber zurückentwickelt, je nach persönlicher Betrachtungsweise ...
eine form von wandel ...
“I tried to get a late night piss,
but the toilet moved and again I missed.”
(Inschrift in einer Toilette in London)
The two photos from the left used with courtesy of H. Eggert. 'Toilet for two' (for Blacks and Whites?) taken by him in Poker Creek, Alaska, in 1993. Other pictures: formerly wide spread German toilet. (copyright by J. Buchenau)
Toilettensolidarität
Als er einst hier hat kräftig geschissen,
Ward von Fliegen zunächst sein Arsch gebissen.
Danach mit Echo und lautem Donnerhall
Hörte man deutlich der Notdurft Fall:
Das war ein Platschen, Stinken, Spritzen;
Vorbei war’s mit gemütlich’ Sitzen.
Von außerhalb der Bürger Chor
Klang mit wohlfeil’ Rat hervor:
“In heut’ger Zeit ist’s nichts als dumm,
sitzt man auf derart’ Grube ‘rum!”
Für Individualismus sich genieren!
Mit der Mehrheit sich arrangieren!
Solch’ Bürger wissen immer Rat,
Im Gleichschritt schreiten sie zur Tat.
Dies ist dem Herrn ins Hirn gestiegen:
Fürderhin scheißt man gediegen!
Ab heute stuhlt er mit Niveau
Auf dem gehobenen Standard Klo.
Gleichwohl es keimen Zweifel leise:
Es ist und bleibt die alte Scheiße!
Fortgeschritten ... Fortgeschritten ...
Fortgeschritten ... Fortgeschritten ...
Und beträfe es nur den Toilettenkult –
Längst wär’ er einschlägig eingelullt,
Hätte sich wehrlos einfangen lassen,
Vom Bürgersinn getrost umfassen.
Doch wenn er in die Runden blickt,
Die Meute beifallheischend nickt,
Dann wird es ihm stets sonnenklar:
Überall zu viel der Dummheit gar!
Was oft als Solidarität verkleidet,
Was oft der Masse wird geneidet,
Ist nichts als Einfaltschwätzerei.
Man besser ist da nicht dabei!
Man hält sich jene Bürger ferne!
Und richte Blicke in die Sterne.
Denke an die Vergänglichkeit.
Entziehe sich der Verlogenheit,
Und sucht schnell sich lieber stille Orte:
Hält sich weit offen so manche Pforte,
Um schnell bei Zeit hinwegzufliehen,
Sich dem Gestanke zu entziehen,
Bis irgendwann dann mit lautem Knall
Die Reproduktion explodiert ins All.
Welch Wunder ist erst dann vollbracht,
wenn die richt'gen schüsseln vollgemacht:
dann wird es keinen hunger geben,
keinen grausam' kampf ums überleben.
dann gibt's nicht mehr das überfressen,
Für alle etwas - - - angemessen ...
Und der See liegt ruhig da, Schweigsam für jene, die nicht spüren können, denen leise signale niemals nahe kommen, jene, die eine seltsame WElt aus Geborgenheit leben, jene, für die Verborgenheit tatsächlich unsichtbarkeit bedeutet ...
Wer Gedanken immer nur ruhen lässt, begeht einen Fehler an seinen vorhandenen Möglichkeiten .
Und wenn wo gewisse Gäste hausen,
bleibt selbst man zuverlässig draussen
und frönt der stillen seligkeit
mit abstand zu deren verworfenheit.
so seht sie endlich wieder weichen,
wie sie aus fremden häusern schleichen,
und glauben sie wären wohlgelitten:
Diese lochgestalten, glatt zugeschnitten!
Doch lässt man gedanken gleiten weiter,
das herz befreit das mehr ergründen,
so wird sich bald, mit gemüt ganz heiter,
die andere form der gestaltung finden.
... wenn bei capri die rote sonne im meer versinkt ...
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