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Raffzahn
(money grubber)

Ein kleines tiefes Loch gegraben:
Hinein in dieses Ungemach!
Sich selbst die Fesseln angelegt,
Geschmollt bis alle sich ergaben.
Im Scheffeln früh das Ich zerbrach,
Weil bis zuletzt kein Herz erregt.

Immer wieder eingestiegen,
Sich und anderes zu verstecken:
In all die unsichtbaren Hecken.
Zuletzt für immer dort geblieben




Armut

Blicke stets auf das Selbst gerichtet.
Was außen ist, längst ganz vernichtet.
Ein Haus als sicheren Efeuturm.
Zwei Wohnungen als Antibiotikum:
Zu befriedigen die materielle Lust;
Gleichwohl da ist ein täglich Frust:
Am Bettelstab man sieht sich gehen,
Mag das auch keiner mehr verstehen.
Stündlich all die Ängste pochen:
Unaufhörlich dieses Kochen
Von Seelenbrei und Selbstblamagen,
Dies Leiden unter Demontagen
Aus Wörtern, die man schlecht verwendet,
Aus hüstelnd Luft, die blind verendet.
Unstetes Schleichen um sein Eigentum,
Kein Cogito und ergo sum.
In Wiederholungen strikt eingerichtet:
Bedeutungen sich im Zwang erdichtet.
Den offenen Blick schon längst verloren,
Das ganze Leben tief unausgegoren:
Von Wunsch und Haß gar zu verblendet,
Irgendwann glanzlos im Staub verendet.
Denn ein Trost der bleibt zuletzt ja doch:
Am Schluß wohl lockt ein kühles Loch.



... demnächst weitere  "geschwärzte" dichtung ...


über sprachliche trennschärfe und bedeutung
Eine schriftstellerische Darstellung der etwas anderen Art
(ein literarischer Versuch)

Hier ist eine fiktive Gesprächssituation zu sehen: Sie dient als andere Form eines Erzählmodus, Personen und Handlungen sind natürlich frei erfunden, Ähnlichkeiten wären zufällig. Die Arbeitsweise ist die dialogische Form der Auseinandersetzung, gegliedert in mehrere fiktive Rundfunkdiskussionen zwischen einem Experten und einem ebenfalls gut informierten Moderator und Dialogpartner. Der diskursiv geführte Dialog geht über 12 Folgen, von denen hier nur die erste präsentiert wird. Gegenstand der Betrachtung ist die neuerdings wieder einmal mehr entfachte Diskussion um Begriffe, die mit der Assoziation “Loch” zu tun haben. Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit um den Versuch, in schriftstellerischer, künstlerischer Arbeit, eine ungewohnte Form belletristischer Darstellung zu ihrer Geltung zu verhelfen.

     



Ein fiktives Gespräch zur Klärung von Aspekten der “Lochhaftigkeit”.

Ein ebenso fiktiver Drrrr Erckenschwicker, vielleicht dem einen oder anderen bekannt aus früheren Kommentierungen auf Webseiten über das Phänomen Fußball im allgemeinen und Bundesliga im besonderen, treffe sich mit dem bekannten Journalisten Luitbrand Foramino, mittlerweile längst assimiliert und mit deutschen Grundzügen sehr vertraut. Beide setzen sich mit dem Aspekt des “Drangs nach Loch” einerseits, der “Furcht vor Loch” andererseits ohne den Anspruch auf Allgemeingültigkeit auseinander. Wir stellen uns vor, wir sind diesem fiktiven Rahmen zugegen.

Luitbrand Foramino
Schön, Herr DrrrrErckenschwicker, daß Sie sich zu diesem sicherlich einerseits sehr heiklen, andererseits vielfach extrem ausufernden Thema bereit erklärt haben.
Drrrr Erckenschwicker
Das ist doch der Sinn von Diskursität, daß man eben nicht ausweicht, vor allem dann nicht, wenn es unangenehm zu werden droht.
Luitbrand Foramino
Also Gesprächsverweigerung als Feind jeglichen Fortschritts letztlich, wenn ich Sie richtig verstehe?
Drrrr Erckenschwicker
So habe ich es gemeint.
Luitbrand Foramino
Nun, unser heutiges Thema ist die “Lochhaftigkeit”. Die Idee hierzu rekurriert auf den Gebrauch des Begriffs “Loch” im einfachen alltagssprachlichen Kontext. Andererseits häufen sich in letzter Zeit Veröffentlichungen, die versuchen den doch sehr abstrakten, vielleicht sogar schwammigen Gebrauch von “Loch” und dessen Komposita einer Systematik zuzuführen und dabei den gewiß bislang assoziativen Charakter zum Vulgären zu relativieren.
Drrrr Erckenschwicker
Herr Foramino, Sie denken bestimmt an Charles Lewinskys Buch “Der A-Quotient. Theorie und Praxis des Lebens mit Arschlöchern” und an die unzweifelhaft wissenschaftlich orientierte Veröffentlichung des Stanford-Professors Robert I. Sutton mit dem Titel “Der Arschloch-Faktor”, im Original meines Erachtens etwas treffender mit “The No Asshole Rule” erschienen. Da kann ich nur sagen, ...
Luitbrand Foramino
... daß es mehrere Versuche in dieser Richtung gegeben hat und wohl auch zunehmend geben wird. In der Tat. Aber wir sollten nun nicht in einen endlos langen Disput über all die mehr oder weniger verdeckten Abhandlungen des Themas – mittlerweile muß ich mich ja für den Gebrauch der Vokabel zum Beispiel wohl nicht mehr groß entschuldigen, sie avanciert in diesen Tagen geradezu zu einem Terminus Technicus – “Arschloch”. Können Sie sich vorstellen, daß diese Begrifflichkeit ihre Zentralität, die ja immer noch im rechtlichen Sanktionsbereich liegt, was ihre konkreten Auswirkungen angeht, immer mehr in andere Kommunikationsbereiche verlagert, sozusagen als klar abzugrenzende Begrifflichkeit mit entsprechend konkret zuzuordnenden Aussagen?
Drrrr Erckenschwicker
Vorstellbar ist natürlich viel. Einige Fakten sprechen für eine derartige Verschiebung. Jedoch kann ich mir – zumindest für absehbare Zeit – diese Entkleidung des Beleidigungsaspekts, auf den Sie, Herr DrrrrErckenschwicker, soeben wohl abgehoben haben, nur sehr schwer vorstellen. Zu tief dürften da Ressentiments, Verfestigungen, aber auch der bislang praktische Gebrauch dieses Begriffes im gesellschaftlichen Gesamtsystem noch verankert sein.
Luitbrand Foramino
Na, das müssen wir wohl geduldig abwarten.
Drrrr Erckenschwicker
Ja, wenn wir beide dies überhaupt noch erleben sollten ...
Luitbrand Foramino
Verfallen Sie mir jetzt nur nicht gleich in Schwermut, das können Sie sich als Wissenschaftler schon gar nicht erlauben. Wir brauchen hier noch Ihre Rationalität, wegen der wir Sie unter anderem auch eingeladen haben.
Drrrr Erckenschwicker
Thank you for the compliment, Sir! Der Grundbegriff ist eigentlich “Loch”. Alle anderen wie zum Beispiel “Lochizität”, “Arschlochdenker”, “ins Loch fallen”, “sich nach dem Loch sehnen”, – vulgärere Assoziationen, die es bekanntlich in Hülle und Fülle gibt, möchte ich an dieser Stelle mir versagen – , um nur ein paar zu nennen, müßten wir versuchen, als Ableitung zu begreifen.
Luitbrand Foramino
Dazu bräuchten wir doch eigentlich eine klare Definition von “Loch”, nicht wahr?
Drrrr Erckenschwicker
Sicherlich. Nur wird eine solche, zumal für unsere Zwecke, schwer zu leisten sein. Die Gefahr, daß der konnotative Aspekt im Vordergrund bleibt, somit eine stringente Diskussion nicht zuläßt, ist offensichtlich.
Luitbrand Foramino
Und da ist ja noch der zweifelsohne auf Sexualität Bezug nehmende Kontext, den wir zur Kenntnis zu nehmen haben, soll das ...
Drrrr Erckenschwicker
Den sparen wir besser zumindest am Anfang unserer Diskussionsreihe einmal aus. Nicht aus Gründen falsch verstandener Prüderie; für diese Vorgehensweise gibt es einen elementar sachlichen Grund. Während “Loch”, auch als mit den Fingern geformtes Symbolzeichen, “Arschloch”, vom rein deskriptiven Funktionsmodus im Rahmen anatomischer Begrifflichkeit einmal abgesehen, ausschließlich negativen Bedeutungsmustern entspricht, haben wir es bei der Sexualität doch mit positiver, Lust entfachender und Aktivität auslösender Befindlichkeit zu tun. Deshalb schon diese notwendige Abgrenzung. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Luitbrand Foramino
Da stimme ich Ihnen natürlich zu, Herr DrrrrErckenschwicker. Wie wäre es, wenn wir uns dem Phänomen der Lochhaftigkeit über klar und eindeutig vornehmbare Aussagen nähern, diese gegebenenfalls zu einem Bündel, gerichtet zu einem deutlich abgrenzbaren Gesamtkomplex, zusammenfassen, um so dann zu einer überprüfbaren Aussage dessen zu kommen, was zum Beispiel unter einem “Arschloch” zu verstehen ist.
Drrrr Erckenschwicker
Wir wollen die Zuhörer nicht gleich überfordern. Diese Arbeit sollten wir uns für einen späteren Zeitpunkt in unserer Diskussionsreihe aufheben. Einfacher und auch anschaulicher ist nach meinem Dafürhalten, mit ausgewählten Beispielen den Versuch einer Annäherung an die Problematik erleben, Motive zu erhellen, Widersprüchlichkeiten aufzuzeigen und mit diesem Material dann unsere Thesen zu entwickeln.
Luitbrand Foramino
Da bin ich voll einverstanden. Man kann vielleicht festhalten, bei Löchern handelt es sich um ontologische Parasiten, das heißt, sie existieren nur durch ein Medium, wie zum Beispiel durch eine Umrandung. Das Loch an sich ist wohl ein Nichts. Besitzt ontologisch gesehen kein eigenes Sein. Sie können zwar Löcher zählen, so wie vielleicht Brotscheiben auf einem Teller, aber diese Löcher werden gerade dadurch erst zählbar, daß sie durch das sie bildende Medium erst wahrgenommen werden können. Einfach gesagt: Ein Loch hat immer einen Rand. Was macht nun so ein Loch so faszinierend oder zumindest wert, einer Art philosophischer Betrachtung unterzogen zu werden? Ist es das tragende Medium als notwendige und zugleich hinreichende Bedingung für das Loch oder gibt es da noch mehr, vielleicht gar Metaphysisches, was uns zunächst einmal verborgen bleibt?
Drrrr Erckenschwicker
Ja, ich stimme Ihnen insofern zu, als das Loch alleine keine Existenz hat. Zumindest keine vorstellbare, auch keine logisch ableitbare. Auf transzendentalen Boden sollten wir uns, wenn überhaupt, nicht schon zu diesem frühen Stadium begeben. Darf ich vielleicht mit einem praktischen Beispiel beginnen. Das ist deshalb nicht uninteressant, weil wir, einmal unterstellt, das Loch existiert nur durch sein ihn schaffendes Medium, zugleich zu fragen haben, was es mit künstlichen Löchern, also beispielsweise von Menschenhand erschaffenen Löchern für eine Bewandtnis hat. welche Motive der “Lochkreation” zugrunde liegen. Vor etwas einem Jahr ging ich in einer Vorstadtsiedlung spazieren. Alle Gärten wohlgepflegt, alles sehr geordnet, wie es eine weitverbreitete deutsche Eigenart zu sein, mittels einer Art Gartengestaltungsdiktatur in fremde, nachbarschaftliche Gärten einwirken zu wollen. So eine Art intersubjektiv erzwungener Gleichschalterei. Nennen wir das ruhig einmal leicht überhöhend das Diktat der Ästhetik. Dabei muß es unzweifelhaft bleiben, daß jene Ästhetik nicht vom Himmel gefallen ist, sondern Ausfluß von irgendwie gearteter und gerichteter Macht ist. Für Sie ist es sicherlich unvorstellbar, daß auch nur irgendein Gartenliebhaber nun in die Ordnung seiner, sagen wir einmal, Gartenhecke, ein Loch beläßt, indem er die Hecke entsprechend ausschneidet.
Luitbrand Foramino
Kann ich mir wirklich nicht vorstellen. So wie ich deutsche Gärten und Hecken kenne, ist es ehernes Prinzip, alles schön sauber und ihn einem wohl definierten Rahmen zu gestalten. Vielleicht könnte man das so formulieren: Es gibt Dinge, die tut man nicht, andere sind jedoch zwingend. Oder einfacher: Wenn die weitaus überwiegende Mehrheit sagt, dies und das ist ein schöner Garten, eine schöne Hecke, dann sollte man wissen, das man alles richtig gemacht hat.
Drrrr Erckenschwicker
Eben. Irgend etwas zwingt mich im Augenblick zu sagen, ich versuche derartigem Beifall geradezu auszuweichen, also Dinge zu vermeiden, die solchen Beistand auslösen könnten. Aber das mag auch eine persönliche Macke sein, freilich eine, die ich bei mir und für meinen engeren Beziehungsbereich nicht missen möchte. Also ich fand tatsächlich eine Buchenhecke, die schön eben, schön dicht war – bis auf einen Bereich, in der ein riesiges Loch, etwa beginnend ab mittlerer Heckenhöhe, mit einem Durchmesser von etwas einem Meter, klaffte. Dieses Loch wurde seitlich und nach unten definiert durch die stehengebliebenen Formen aus Zweigen und Blättern, oben durch ineinander geflochtene Zweige, die man entsprechend in die Höhe wachsen lassen und dann zu einer Art Dach geflochten hatte. Wir haben es also mit einem klassischen Beispiel einer Definition von “Loch” zu tun.
Luitbrand Foramino
Unvorstellbar. Kaum glaublich.
Drrrr Erckenschwicker
Doch, wir können so “Loch” eindeutig definieren. Ist das Ihnen zu einfach? Zu wenig philosophisch?
Luitbrand Foramino
Natürlich. Nein, ich meinte vorhin, unvorstellbar, daß ein überzeugter deutscher Gärtner aus ästhetischen Gründen ein Loch in seine geliebt Hecke schneidet.
Drrrr Erckenschwicker
Na ja, vieles ist unglaublich aber wahr. Ich sehe es Ihnen an, sie würden gerne auf Motivsuche gehen. Im Grunde kein Problem, denn an Hand dieses Beispiels läßt sich – wenn nicht eine eindeutige Lösung finden – so doch die Schwierigkeit der Ableitung eines Merkmalsbündels zur Definition von Loch-bezogenen Sachverhalten dem Zuhörer erläutern. Wollen wir es einmal versuchen, Herr Foramino?
Luitbrand Foramino
Gerne. Also mir fällt da schnell einmal Neugier als Motiv ein. Aber eigentlich muß ich im gleichen Atemzug denken, wie kann ein Mensch, der sich durch Hecken abgrenzt, der sich dadurch gleichsam “außer Sicht” bringt, dann wieder ein Loch in genau dieselbe Hecke schneidet, um so dann doch gesehen zu werden. So etwas wie eine “heckenspezifische partiellen Sichtschutz bei gleichzeitiger Offenheit” ist doch ein Widerspruch an sich.
Drrrr Erckenschwicker
Richtig. Also denken wir nach anderen möglichen Motiven für dieses Handeln. Sie stimmen mir gewiß zu, wenn wir pathologische Hintergründe einmal ausschließen. Denken Sie doch schlicht einmal positiv: Der Heckenschneider wollte schlicht eine Möglichkeit offen halten, mit der Nachbarschaft ungestört auf Sicht kommunizieren zu können, ohne gleich auf eine Leiter steigen zu müssen. Also ein rein sozial orientiertes Motiv.
Luitbrand Foramino
Könnte gut möglich sein. Aber müßte dann diese Kommunikation nicht schon immer Bestandteil eines sozialen Miteinanders gewesen sein. Das war es in diesem Fall nachweislich nicht der Fall. Zumindest nicht als Kontinuum. Rechtfertigt denn sporadischer Smalltalk diese Aufgabe eines “Schutzes durch die Hecke”?
Drrrr Erckenschwicker
Könnte darauf hindeuten, daß der soziale Aspekt, was Vermehrung unmittelbarer kommunikativer Aktivität angeht, keine oder eine nur sehr untergeordnete Rolle spielt. Aber der mittelbare könnte durchaus noch ins Blickfeld geraten.
Luitbrand Foramino
Sie meinen wohl das, was mit der Informationssammlung zur Vervollkommnung dessen, was mit dem Begriff Tratschrepertoire zu umschreiben wäre, dienen könnte.
Drrrr Erckenschwicker
Richtig. So eine Art Befriedigungsmöglichkeit von Neugier. Aber das ist natürlich nicht zwingend logisch. Wie wäre es mit dem Aspekt prospektiver Planung. Es wäre doch vorstellbar, daß man auf der anderen Seite des Zaunheckenloches spätere Kaufinteressen hegt, vielleicht weil man nahe Verwandte gerne im Nachbargrundstück hätte, mit denen man tatsächlich dann eine Kommunikation betreiben wolle und könne. Das hätte den Vorteil, man könne sich auch im Falle von notwendiger Pflege dann mit der Nachbarschaft konstruktiv auseinandersetzen, verbunden mit dem Aspekt, daß man zwar irgendwie zusammen wäre, dies jedoch auch mit einem noch möglichen Distanzaspekt.
Luitbrand Foramino
Kein schlechter Gedanke. Das Loch könnte dann notfalls auch zu einer Art Großloch geweitet werden, mit der Rasenoberfläche als untere Lochbegrenzung.
Drrrr Erckenschwicker
Es gäbe sicherlich noch eine Reihe anderer Motive für diese Locherzeugung. Ich denke da an schlichtes Bewußtsein subjektiv gespürter Originalität.
Luitbrand Foramino
Sie meinen den Aspekt einer jeweils dem konkreten Niveau angepaßter Experimentierfreude?
Drrrr Erckenschwicker
Schön ausgedrückt. Besser wäre es auch mir nicht eingefallen.
Luitbrand Foramino
Da fällt mir ein, jenes Loch könnte auch das Ergebnis eines Fehlschnittes sein. Wenn die Heckenschere schlecht geführt worden ist und man jetzt vor dem Dilemma steht, jahrelang auf nachwachsende Korrektur zu warten oder aber eine Art künstlerisches Element zur Kaschierung des Fehlers einzubringen.
Drrrr Erckenschwicker
Schwer vorstellbar bei einem deutschen Gartenliebhaber.
Luitbrand Foramino
Sie meinen sowohl das fehlgeleitete Führen der Heckenschere als auch den Hang zu wirklich ästhetischer Übersicht.
Drrrr Erckenschwicker
Ja.   (DrrrrErckenschwicker lacht laut)   Ja, und nochmals ja.
Luitbrand Foramino
Vielleicht sind da Sie nun etwas zu pessimistisch?
Drrrr Erckenschwicker
Vielleicht, aber ich glaube es ist eher Realismus, der mein Denken und Urteilen da leitet.
Luitbrand Foramino
Jedenfalls haben wir einige Möglichkeiten der Motivsteuerung aufgezeigt, die im vorliegenden Lochkonstruktionsfall greifen könnten.
Drrrr Erckenschwicker
Ja, an diesem einfachen, eigentlich sehr banalen Beispiel, läßt sich die mögliche Komplexität der Suche nach Erhellung, und damit des Findens brauchbarer Variablen recht deutlich zeigen.
Luitbrand Foramino
Letztlich das Phänomen der Wahrheitsfindung?
Drrrr Erckenschwicker
Richtig. Ohne brauchbare Prämisse geht da nichts. Und dann plädiere ich vor allem für ein Offenhalten der Entscheidung. Also für lediglich vorläufige Akzeptanz der gefundenen “Wahrheit”. Das was im Kritischen Rationalismus als Falsifikationsmöglichkeit gefordert ist.
Luitbrand Foramino
Da könnten wir ja einen alten Streit wieder aufleben lassen!
Drrrr Erckenschwicker
Wie soll ich nun das verstehen?
Luitbrand Foramino
Ich meine, könnte hinter der Schaffung einer Begrifflichkeit, oder eines Bündels von Variablen, einer Summe von Aussagesätzen nicht schlicht ein an recht persönlichen Interessen geleitetes Verhalten stehen, getarnt als Versuch um objektive Betrachtung und Darstellung?
Drrrr Erckenschwicker
Ach der alte Disput zwischen Kritischer Theorie und Kritischem Rationalismus. Den Positivismusstreit wollen Sie also aufleben lassen. Natürlich kann es so sein, ist es ja wohl auch in den allermeisten Fällen. Die viel beschworene Objektivität gibt es nun einmal nicht. Das können die Hörer ja auch den vorhin aufgezeigten Möglichkeiten, die ursächlich für die Heckenlochbildung stehen, entnehmen.
Luitbrand Foramino
Also die Motivfrage essentiell?
Drrrr Erckenschwicker
Natürlich. Wie wollen Sie das auch ausklammern! Aber das ändert nichts daran, daß man aus neuer, dazu gewonnener Erkenntnis nicht auch lernen sollte. Auch Motive, erforscht im Rahmen ideologiekritischer Analyse können falsch erfaßt worden sein und müssen im Lichte neuerer Erkenntnisse korrigierbar bleiben. Das ist doch dann auch nichts anderes als das Falsifikationsprinzip, angewandt auf ideologische Sachverhalte.
Luitbrand Foramino
Dem kann und will ich nicht widersprechen.
Drrrr Erckenschwicker
Können wir also für die Hörer festhalten: Erstens, wir haben zumeist ein vorliegendes Ergebnis, im Beispiel das Heckenloch. Zweitens, für eine weitergehende Beschäftigung mit dem entdeckten Phänomen muß ein subjektives Interesse vorhanden sein. Denn wem das “Loch” nicht weiter auffällt, wird sich schwerlich mit dessen Hintergründen befassen wollen. Drittens, es gilt, möglichst viele Erklärungsmöglichkeiten zu finden, um relative Verkürzungen im gesamten Denkprozeß zu vermeiden. Viertens, die gefundenen Erklärungsmuster gilt es immer wieder auf ihre Brauchbarkeit abzuklopfen, was nichts anderes heißt, daß ihre Tauglichkeit als Prämissen kontinuierlich zu überprüfen ist.
Luitbrand Foramino
Hätten wir nicht an die erste Stelle die reine Begriffsdefinition stellen müssen, damit überhaupt ein Gegenstand oder Sachverhalt systematisch erfaßt überprüft werden kann.
Drrrr Erckenschwicker
Natürlich. Das ist schon richtig. Aber andererseits dürfen wir nicht übersehen, daß auch die Begriffsbildung ideologischen Verzerrungen unterliegen kann, daß auch auf sie gegebenenfalls das Falsifikationsprinzip anzuwenden ist, vor allem dann, wenn ein Begriff – hier mag der Begriff “Loch” untypisch sein – dem Bedeutungswandel unterliegt. Oft ist es ja so, daß der Bedeutungswandel weg von der Eindeutigkeit des Begriffes, weg von systematischer Klärung, dafür hin zur Beliebigkeit, ja oft auch zur Unkenntlichkeit führt. Man mag das an Wörtern wie “Frustration”, “cool”, “geil”, aber auch an dem bislang doch mehr oder wenig eindeutig als Schimpfwort gebrauchten “Arschloch” erkennen und aufzeigen. Wer kann denn zum Beispiel schon behaupten, er wisse ganz genau, was der Gegenüber meint, wenn er jemanden als “Arschloch” betitelt. Außer der negativen Konnotation dürfte doch an Trennschärfe nichts vorhanden sein, nicht wahr?
Luitbrand Foramino
Diese Feststellung kann man nur akzeptieren. Damit müssen wir für heute leider zum Schluß kommen. In den folgenden Sendungen werden wir uns dann mit dem Problem der Trennschärfe am ausgewählten Problem “Arschloch” beschäftigen und versuchen, zu zeigen, daß es sehr wohl Möglichkeiten gibt, eindeutige Abgrenzungen zu schaffen, die einen Begriff operabel machen, operabel im Sinne von – vielleicht auch nur relativer – eindeutiger Zuordbarkeit. Vielleicht gelingt es uns dann, “Arschloch” so zu definieren, daß darunter ein ganz bestimmter Personenkreis, und nur dieser, zu subsumierien ist.
Für heute danken wir für Ihre Aufmerksamkeit. Auf Wiederhören.
Drrrr Erckenschwicker
Dem schließe ich mich an. Auf Wiederhören und danke für Ihr Interesse. Ich würde mich freuen, wenn Sie beim nächsten Mal wieder dabei sein könnten.


     


Ende des ersten Teils der Diskussion über den Umgang mit Begriffen,
                                       die zunächst  nur  Verständnislosigkeit zu erzeugen scheinen.



     
Hokuspokusfidibus, schnell ich oft einfliegen muß. Denn ich will gar nix verpassen:
Auf Kosten anderer  Leute prassen. Und dabei gar so erscheinen, als würd' ich mit
den anderen weinen. O was ist es mir ein Graus, wenn ich muß ins Elend raus.

       
Auch wenn ihr's nicht wollt, komm' ich geflogen, schnell seid um eu're Lust betrogen:
Mein Leben ist die derbe Zauberei, mit Täuschung bin ich schnell dabei, denn so ist
es in meinem umtriebig Leben doch, gar oft ich sitz' und erschaff' das Loch...





Es ist schon erstaunlich, mit welcher freudigen Erregung so manche Personen der sogenannten Öffentlichkeit vor allem in den Medien ihre armselige Existenz zur Schau stellen ...
(Hardin / Fagusarua)








 



Mit viel Geschick und beizeiten genommen, sind wir der Hexerei entkommen. Wo alles fließt
den endlos Gang, da bleibt bisweilen froh' Gesang. Was nach all den Wirren dann übrig bleibt:
das Älterwerden in einfallsreich kontrollierter  Heiterkeit ...


   That's it. And we keep on going ...



"Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist." (Kurt Tucholsky)

"At qui sunt ii, qui rem publicam occupavere? Homines sceleratissumi cruentis manibus, immani avaritia, nocentissumi et idem superbissumi, quibus fides decus pietas, postremo honesta atque inhonesta omnia quaestui sunt."

aus: Sallust, Bellum Iugurthinum, 31,12 (Rede des Memmius im Senat)

Memmius beklagt sich hier über die Leute, die den Staat in Besitz genommen haben und bezeichnet sie als verbrecherische Unmenschen mit blutbefleckten Händen, von ungeheuerlicher Habgier, schuldbeladen und hochmütig, denen Treue, Anstand und Pflichtgefühl lediglich zum Geldscheffeln dienen.



Aus Dunkelheit ins tiefste Loch


Dem Blick zu viel zu glatt gewesen:
Zu groß die Ordnung! ein inner Schrei.
Nur am Chaos kann die Welt genesen,
Von jetzt an fort die Frömmelei!
Hinein, wo düst’re Wogen wabern.
Er läßt sich nun nicht mehr belabern!

Zu meiden gilt’s der Kanzeln Töne!
Keine Pflege der Behutsamkeit.
Man selbst sich nun zum Maßstab kröne:
Die neue Form der Bescheidenheit.
Vorbei das tumbe, hörig Lauschen:
Zeit, alte Fahnen auszutauschen.

Wenn sie mit Worten dich bescheißen,
Mit Versprechungen uns bombardieren,
Gilt’s falsche Seiten herauszureißen
Und ihre Lügen schnell radieren.
Keine Wahl zum folgsam Untertan!
Nie ein Ohr dem eitlen Wortgalan!

Aus Dunkelheit sie meist geschritten,
Den Zaun durchlöchert für sich allein,
Empor gewählt aus Volkes Mitten
Als könnten die trüben kein Wässerlein.
Mancher Gestus gleicht dem Verwesen:
Doch sie dünken sich auserlesen.

Im Friedhof schürft der Totengräber,
Sein Schatten fällt in ein tiefstes Loch:
Der alte Euphemismen-Geber
Hackt schnellen Rhythmus: Höllgepoch!
Jetzt, da alt, jammert um Verzeihen,
Sucht vergebens, sich zu befreien.

Und seht ihr sie schreiten in bunten Kleidern:
Dahinter doch nur der alte Sack!
Sie lassen sich gerne Verkleidung schneidern:
Darunter jedoch das alte Pack!
Schon immer war’s das gleiche Joch:
Aus Dunkelheit ins tiefste Loch.




Rückblicke

Löcher tief, die Knochen eingebrochen:
Kein Klangraum mehr für lautes Pochen.
Die Würmer längst davon gekrochen,
Selbst von Hunden ungerochen:
Das, was einst war, nur mehr zerbrochen!


We are all in the same gutter, but some of us are looking at the stars.
(Oscar Wilde)


Kühner als das Unbekannte zu erforschen,
kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.
             Alexander Freiherr von Humboldt








So randscharf ist es dann auch wieder nicht ...


Randschärfen
(ein zeitgemäßer Dialog)


Ab heute wird zurückgeschossen:
Fluchtwege bleiben immer offen!
Als Zeuge haben Sie zu stehen:
Doch wer weiß, was ich gesehen?
Dein Einsatz ist Dir Bürgerpflicht:
Doch mich bekümmert Drohung nicht!
Tritt kräftig ein für die F-D-G-O:
Zuerst ruft man mich anderswo.
Du hast das Bunte aufzunehmen:
Nein, zunächst mal für die Lügen schämen!
Geschichte ist, was jetzt geduldet:
Ich fühl’ der Wahrheit mich geschuldet!
Bei Wahlen hast du anzutreten:
Also legitimieren all die Diäten?
Der Flagge solltest Treu’ du zeigen:
Viel lieber ist mir Frohsinn eigen!
Bei Festspektakeln wirst Du jubeln:
Da laß’ ich mich doch lieber doubeln!
Laß Dir den rechten Weg ruhig weisen:
Na ja, auf manches sollt’ man scheißen ...


Selbstdarstellung

Die Rede eigenem Zweck verpflichtet,
Den Gegner nur als Feind gerichtet!
Im Kampf um sichere Postensessel:
Legt fremden Geist in klamme Fessel!

Nur das eigene Tun hervorgehoben,
Ausschließlich als richtig stets empfunden;
Gegen unwillkommene Argumente anzutoben,
Ermüdende Solidaritäten streng bekunden:

Selbstvermessenheit verliebt zu pflegen.
Im eigenen Sumpfe niemals wühlen.
Das Herz längst tot als daß es könnt’ fühlen.
Niemals den Keim des Zweifels hegen ...

Von einer Show zur anderen ziehen:
Sich um Täuschung scharf bemühen;
Statt Worte Wörter und Demagogie –
Mehr als Herdentrieb kennen sie nie.

Unliebsamen Fragen auszuweichen,
Über Wiederwahl sein Licht erreichen,
Wie es beliebt auf Stammtische schauen,
Um dann blind auf Gegner einzuhauen.
Wie ist all dies noch auszuhalten?
Wie der Hohlheit den Rücken kehren?
Wie sich der Dummheit denn erwehren?
Laßt sie allein – und schnell abschalten ...


Wenn man erlebt, wie so viele Personen von sogenanntem öffentlichem Interesse sich in Selbstverliebtheit vergessen, in ideologisch verbrämter Zweckorientierung üben, wenn man vorgeführt bekommt, wie schnell beschönigendes Vokabular dazu dient, fremde und eigene Wirklichkeit zu mißachten, ja wie in nicht seltenen Fällen unter Vorgabe scheinbar edlen Tuns und ebensolcher Orientierung nichts als die eigene Postensicherung und egozentrische Lebenspraxis beförderd wird, dann sollte es schon vorkommen, daß sich einem ein Gedanke aufdrängt, wie ihn Schopenhauer beispielsweise gegenüber dem professoralen Johann Fichte geäußert hat:

"Hinter welchen Floskeln doch so ein Windbeutel seine Ratlosigkeit versteckt!"
                               (Arthur Schopenhauer  über Johann Fichte)



assoziationen



Wo immer auch die Laffen gaffen
Ein Rätsel bleibt es doch
Sie ihren Geist gar seltsam straffen
Und enden meist noch im Loch


Und was da einst mag auch gewesen
In jenem Labyrinth des Wirren
Sorgsam sei jenes nachgelesen
Und an das Licht gebracht dies Irren



Was immer einst auch Erfahrung lehrte
Was alles dies Wesen einst heiß begehrte
Geblieben ward nur mehr ein Loch als Bett
Und gänzlich fern dem Fleische als Skelett